Montag, 7. Februar 2011

Verneblung von Flächendesinfektionsmitteln – Irrweg oder Zukunft?

Abstract von PD Dr. med. habil. A. Schwarzkopf im Rahmen des 11. Bad Kissinger Akademiekongresses, 15.-17.03.2011

Noch in den 90iger Jahren des letzten Jahrhunderts wurden bei bestimmten Erregern aufwendige Desinfektionsverfahren mit einem „Sandwich“ aus Wischdesinfektion – Verneblung – Wischdesinfektion durchgeführt. Hauptwirkstoff war dabei Formaldehyd. Dieses geriet allerdings zunehmend unter Beschuss, insbesondere der Verdacht der Kanzerogenität war problematisch. Das Ausbringen von Aldehyden stellte aber auch den Arbeitsschutz vor Herausforderungen. Konsequenterweise und auch in Folge der verbesserten Formulierungen der Wischdesinfektionsmitteln wurde die Verneblung verlassen. Auch bei als kritisch eingestuften Erregern wie Mycobacterium tuberculosis riet die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention am Robert-Koch-Institut (KRINKO) von einer Verneblung ab.

Eine lückenlose Flächendesinfektion ist naturgemäß beim Ausbruchsgeschehen von besonderer Relevanz. Leider wird aber in der Praxis immer wieder festgestellt, dass zu wenig Personal vorhanden ist und daher die Arbeiten nicht immer mit der nötigen Gründlichkeit durchgeführt werden können. Darüber hinaus steht unverändert die Forderung der BiostoffV im Raum, Personal vor Mikroorganismen und Viren so gut wie möglich zu schützen. Daraus ergeben sich zwei Indikationen zur Verneblung im Rahmen einer Schlussdesinfektion, also nach Entlassung oder Verlegung der Patienten/Bewohner:

  • Im Falle einer vermuteten Kontamination v o r der Wischdesinfektion, denn ein Zeitschaltuhr-gesteuertes Verneblungsgerät braucht nur in den betreffenden Raum gebracht zu werden und erledigt eine erste Desinfektion nach Anschluss an das Stromnetz ohne weitere menschliche Mitwirkung. So ist die Forderung der BiostoffV erfüllt
  • N a c h einer Wischdesinfektion, um eventuell nicht oder nur mangelhaft erreichte Flächen zumindest noch einmal deutlich in der Kontamination zu reduzieren. Dies kann ein wichtiger Aspekt der Infektionsprävention vor allem im Ausbruchsmanagement sein.
  • In Reinsträumen, um eine Rekontamination durch Wischarbeiten zu minimieren.



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