Welche Virusinfektionen von Zecken übertragen werden
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Derzeit sind etwa 900 Zeckenarten weltweit bekannt und werden in 3 Zeckenfamilien (Schildzecken, Lederzecken und Nuttalliellida-Zecken, welche als Übergangsform zwischen den Leder- und Schildzwecken angesehen wird) eingeordnet. Während ihres Lebenszyklus durchlaufen Zecken verschiedene Stadien (Larve, Nymphe, adulte Zecke), in welchen sie Blut von Wirbeltieren benötigen.
Welche Viren werden von Zecken übertragen?
Zecken sind Überträger (sog. Vektoren) des größten Spektrums an Krankheitserregern unter den Gliederfüsslern (Arthropoden). Zu den Gliederfüsslern zählen unter anderem Milben, Läuse, Flöhe und Mücken. Neben Protozoen und Bakterien übertragen Zecken bis zu 164 Viren aus sechs verschiedenen Virusfamilien.
Eine Auflistung der von Zecken übertragenden
Krankheitserreger:
Protozoen
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Bakterien
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Viren
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Anzahl der Arten
(bezogen
auf
Virus-Familie)
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Babesia
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Borrelia
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Flavivirus
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16
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Theileria
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Francisella
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Orthobunyavirus
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50
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Cytauxzoon
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Coxiella
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Nairovirus
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Dermatophilus
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Phlebovirus
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Rickettsia
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Orbvirus
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57
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Ehrlichia
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Coltvirus
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Anaplasma
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Asfivirus
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1
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Thogotovirus
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4
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Lyssavirus
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10
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26 Arten bleiben bislang uncharakterisiert.
Die von Zecken übertragenden Viren kommen weltweit vor und gehören zu der Gruppe der Arboviren (arthropod-borne virus). Die Mehrzahl dieser Arboviren besitzen eine Lipid-Doppelmembran, d. h. sie gehören zu den behüllten Viren, welche anfällig auf
Desinfektionsmittel mit einem begrenzt viruziden Spektrum und Hitze reagieren. Nur Orbviren und Coltviren sind unbehüllte Viren und somit empfindlich auf Desinfektionsmittel mit viruzidem Spektrum. Die Viren vermehren sich in der Zecke und werden beim Blut saugen über den Speichel in den Wirt abgegeben. Beim Wirt wird der Virus in der Haut, oder im Blut und den inneren Organen vermehrt. Somit werden die vermehrten Viren ebenfalls wieder an andere saugende Zecken weitergegeben.
In Deutschland sind folgende von Zecken übertragende Viren von medizinischer Bedeutung:
Frühsommer-Meningoenzephalitis-Virus (FSMEV)
Das FSMEV ist in Deutschland das am häufigsten auftretende, durch Zecken übertragbare Virus. Es gehört zu der Familie der Flaviviridae und ist ein behülltes RNA-Virus. In Deutschland werden jährlich etwa 500 Fälle registriert (laut RKI, SurvStat) und in Europa und Asien zusammen sind es ca. 10.000 Fälle.
Risikogebiete in Deutschland sind vor allem Baden-Württemberg, Bayern, Südhessen und der südöstliche Teil Thüringens, vereinzelt auch in Mittelhessen, Teilen des Saarlandes, Rheinland-Pfalz und Sachsen.
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Fälle von FSMEV in Europa (Häufigkeiten von rot nach gelb absteigend).
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FSMEV wird in drei Subtypen unterschieden, die Krankheitsbilder ähneln sich, aber die Verlaufsform variieren. Die in Deutschland zugelassenen Impfstoffe sind gegen diese drei wirksam.
Tribec-Virus (TRBV)
Das Tribec-Virus ist ein behülltes RNA-Virus. Es gehört ebenfalls zur Familie der Reoviridae. Nachgewiesen ist es bisher in Regionen von Weißrussland, Deutschland und Italien. Humanpathogene Relevanz hat es wahrscheinlich im Zusammenhang mit meningitischen und enzephalitischen Krankheitsbildern.
Uukunieni-Virus (UUKV)
Das Uukunieni-Virus wurde in den 60er Jahren erstmals in Zecken in Finnland isoliert. Es gehört zu der Familie der Bunyaviridae und ist ein behülltes RNA-Virus. In Zecken aus Deutschland wurde es zufällig gefunden.
Eyach-Virus (EYAV)
Das EYAV ist ein unbehülltes RNA-Virus der Familie der Reoviridae und wurde bisher nur in Deutschland, Tschechien und Frankreich nachgewiesen. Ein endgültiger Nachweis zur Humanpathogenität steht noch aus.